60 Jahre Gemeinde Carlsfeld

Während London und das Commonwealth stolz das 60. Thronjubiläum ihrer Queen feierten, feierte die neuapostolische Gemeinde in Carlsfeld - einem der idyllischsten Fleckchen Deutschlands inmitten uriger Erzgebirgslandschaft - ihr 60-jähriges Bestehen. Grund genug für die Gemeindemitglieder, nach einem besonderen Gottesdienst noch gemütlich zusammen zu bleiben und auf die Entstehung und Entwicklung ihrer Gemeinde zurückzublicken.

Nachdem in der Stadt Eibenstock um das Jahr 1921 die neuapostolische Glaubenslehre Fuß gefasst hatte und am 1. Januar 1923 die offizielle Gründung der Gemeinde Eibenstock erfolgt war, begann von diesem Ort aus eine rege Missionsarbeit auch in den umliegenden Ortschaften, so dass Eibenstock zur Muttergemeinde u. a. von Schönheide, Sosa, Carlsfeld und Johanngeorgenstadt wurde.

Bereits 1931 kamen Glaubensbrüder und Glaubensschwestern nach Carlsfeld, um die Menschen auf die Neuapostolische Kirche aufmerksam zu machen. Zu dieser Zeit war Max Kühne Vorsteher der Gemeinde Eibenstock. Doch die Missionsarbeit, die abwechselnd in Wildenthal und Carlsfeld stattfand, blieb ohne Erfolg und wurde bald wieder aufgegeben.

Erst ungefähr 20 Jahre später wurde mit der Glaubensschwester Adelheid Sternkopf aus Weitersglashütte, die in Eibenstock die Gabe des Heiligen Geistes empfing, der erste lebendige Grundstein für die Gemeinde Carlsfeld gelegt. Schwester Sternkopf fuhr anfangs mit dem Fahrrad in die 12 km entfernte Stadt Eibenstock, um die Gottesdienste zu besuchen, bis am 1. Juni 1952, dem 1. Pfingstfeiertag, der Eibenstocker Hirte Hans Ungethüm einen Gottesdienst in der Wohnung der Schwester Adelheid Sternkopf durchführte. Von da an wurde hier 14-tägig Gottesdienst abgehalten.

Nach und nach entwickelte sich eine kleine Gemeinde, so dass seit den Jahren 1953/54 auch Gottesdienste in der Wohnung der Geschwister Beetz stattfanden. Schwester Lisa Beetz war Anfang der 1950er Jahre nach Carlsfeld gezogen. Sie wurde bereits als Kind neuapostolisch. Ihr Mann, Johannes Beetz, der ebenfalls zum neuapostolischen Glauben fand, war der erste Amtsträger in der Gemeinde Carlsfeld.

Damals mussten alle Gottesdienste im Rat der Gemeinde - so wurden die örtlichen Gemeindeverwaltungen genannt - angemeldet und genehmigt werden. Und auch sonst wurde immer wieder versucht, die Entwicklung religiösen Lebens zu behindern. Darüber hinaus kam die Skepsis der bereits etablierten Religionsgemeinschaften hinzu, so dass es nicht immer einfach für die neuapostolischen Gläubigen war, sich frei zu einer Glaubensgemeinschaft zu bekennen, die ihre Versammlungen in einer Wohnstube abhielt.

1956/57 verlegte man den Versammlungsort. Schwester Gertrud Stemmler stellte der Kirche einen separaten Raum zur Verfügung, der für die Gottesdienste eingerichtet wurde. Anfangs stand in diesem Raum - mangels ausreichender Anzahl an Stühlen - ein großes Sofa, auf dem auch die Amtsbrüder saßen. Neben vielen Eibenstocker Brüdern wirkten drei Männer in den Anfangsjahren sehr segensreich in der Carlsfelder Gemeinde: Priester Arno Döbrich war besonders in den 1950er Jahren und zu Beginn der 1960er für die Betreuung der Gemeinde zuständig. Ihm stand Bruder Franz Pech zur Seite. Später übernahm Priester Egon Kühne die Leitung der Tochtergemeinde Carlsfeld. Unter seiner Leitung bildete sich ein kleiner Gesangschor, der aber wegen Krankheit des Priesters Kühne und seines späteren Wohnungswechsels nach Schwarzenberg aufgegeben wurde.

Sonntags kamen einige Glaubensschwestern aus dem Eibenstocker Chor mit nach Carlsfeld und umrahmten den Gottesdienst musikalisch. Dem Diakon Alfred Lindner und den willigen Carlsfelder Geschwistern ist es zu verdanken, dass Carlsfeld einen eigenen Chor erhielt. Diakon Lindner wurde mit dem Aufbau des Chores und der musikalischen Betreuung der Gemeinde Carlsfeld beauftragt. Zu vielen Singstunden kam er, oft bei Wind und Wetter, mit dem Moped nach Carlsfeld und nicht selten mit einem kleinen Klappfahrrad. Die ganze Entwicklung und Betreuung der Gemeinde begleitet bis heute die große Opferbereitschaft der Eibenstocker Glaubensbrüder. Ohne diese Opferbereitschaft und der festen Überzeugung, Gott und dem Nächsten zu dienen, hätte die Carlsfelder Gemeinde nicht bis heute Bestand.

1972 wurde ein entscheidendes Jahr für die Gemeinde Carlsfeld. Der seit 1970 zuständige Priester Manfred Wappler wurde Vorsteher der Gemeinde Carlsfeld, die somit selbständig wurde. Priester Dittrich, Priester Rau, Diakon Lindner und Diakon Beetz waren ihm in dieser Zeit feste Stützen.

Nach dem Heimgang seiner Ehefrau wechselte Priester Wappler seinen Wohnort nach Schönheide. Deshalb wurde 1980 der Auftrag des Vorstehers für die Gemeinde in die Hände von Helmut Seidel gelegt, der segensreich für die Gemeinde bis zu seinem Heimgang am 19. Mai 1994 diente. In dieser Zeit fand ein Umzug des Kirchenraumes im Hause Stemmler statt. Ein größerer Raum wurde den Geschwistern zur Verfügung gestellt und für die Gottesdienste renoviert. 1982 erhielt die Gemeinde 2 Unterdiakone, die 1988 ins Diakonenamt gesetzt wurden. So dienten in der kleinen Kirche neben dem Vorsteher Seidel der Priester Wienhold, der Mitte der 1980er Jahre nach Carlsfeld kam, und die Diakone Lindner, Fleig und Beetz.

Seit dem 11. Mai 1994 dient Priester Gisbert Then der Gemeinde und erhielt am 11. Dezember 1994 den Auftrag, als Vorsteher die Gemeinde zu leiten. In seiner Amtszeit wurde die Versammlungsstätte in die Talsperrenstraße 10 verlegt. Am 2. Januar 2001 weihte Bezirksapostel Nehrkorn den neuen Raum unter dem Bibelwort Psalm 105, 4:

„Fraget nach dem Herrn und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit.“

Heute zählen zur Gemeinde Carlsfeld 27 Glaubensgeschwister. Die jüngste Glaubensschwester ist Luci Hahn mit 4 Jahren und die älteste mit 88 Jahren ist Schwester Gisa Brehme.

G.T.